Ein Beitrag von Christin Löhner
Lesbisch, Homo, Bi, Trans? Sexualität Kreuz Und Que(e)r!
Um das hier, für die, die es noch nicht gecheckt haben, ein für alle Mal klarzustellen:
All diese Begriffe „Transsexuaität“, „Transidentität“, „Transgender“ oder auch „Varianten der Geschlechtsentwicklung“, haben nichts, aber auch rein gar nichts mit Sexualität oder der sexuellen Orientierung zu tun! Ein Transsexueller Mensch kann genau so homosexuell oder bisexuell sein, wie jeder andere Mensch auch! Das hat aber nichts mit seiner Transsexualität zu tun! Ein Mann mit transsexuellem Hintergrund, also mit weiblichen Chromosomen, kann schwul-, hetero-, bisexuell sein, wie jeder andere Mann auch! Das Gleiche gilt natürlich für eine transsexuelle Frau.
Irgendwie sind wir aber ja auch selbst schuld, oder? Ich meine, wir selbst verordnen uns ja irgendwie in diese Community, in diese Abkürzung LSBTTIQ* oder vereinfacht LSBT*, hinein. Wir benutzen Wörter, die der unbedarften Gesellschaft ja geradewegs den Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung in den Mund legt!
Jedes Mal, wenn ich mich mit jemandem unterhalte und von Varianten der Geschlechtsentwicklung – landläufig auch unter Intersexualität, Trans*- oder Inter*Geschlechtlichkeit oder Transgender bekannt – erzähle, kommt sofort die Antwort:
„Ach ja, ich habe ja auch einen schwulen Bruder…“
Oder:
„Ach, meine Nachbarin ist ja auch lesbisch…“
Oder auch immer wieder „gerne“ gehört:
„Achso, dann bist Du also schwul!“
Es ist aber auch echt kompliziert mit den ganzen Sexualitäten, ne? Heterosexualität, Homosexualität, BisexualitätBisexualität ist eine sexuelle Orientierung, ganz so wie Heterosexualität, Homosexualität oder auch Sapiosexualität. Eine bisexuelle Person fühlt sich sexuell zu Personen zweier unterschiedlicher oder auch..., Transsexualität – Alles endet auf „Sexualität“ und das bereitwillige selbst Einordnen in LSBT* tut sein Übriges.
Aber warum tun wir das eigentlich? Warum verordnen wir uns selbst in diese Community voller sexueller Orientierungen hinein?? Sind wir – als eigene Community – so schwach und klein, dass wir uns die anderen „Minderheiten“ als Alliierte suchen? Oder woran liegt das?
Gehe ich, als Frau mit transsexueller Vergangenheit, in Whatsapp oder auf Facebook in eine Gruppe, die eindeutig nur für lesbische Frauen ist, so dauert es keine 24 Stunden nach meiner dortigen Vorstellung, bis ich blöd angemacht werde oder meine Berechtigung in dieser Gruppe zu sein, in Zweifel gezogen wird.
Möchte ich mit einer Community oder Gruppierung alliiert sein, die mich ablehnt und meine Daseinsberechtigung in Frage stellt? Sicherlich nicht.
Auf der Wikipedia ist unter Anderem auch Folgendes zum Begrifft LGBT zu lesen:
„…Einige Transgender kritisieren, dass sie vereinnahmt werden durch die häufige Verwendung von LGBT als Synonym für lesbisch-schwul (was einen nicht bestehenden Zusammenhang herstellt), denn Transgender-Menschen können auch eine heterosexuelle Orientierung haben. Andere Transgender argumentieren allerdings gerade für LGBT, da sie sich als marginalisierterTeil einer gemeinsamen Bewegung oder Szene begreifen. Oft wird der Begriff automatisch verwendet, auch wenn es nur um schwul-lesbische Anliegen geht….“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/LGBT)
Und genau diese Verallgemeinerung, das Benutzen dieses Begriffs, auch wenn es nur um schwul/lesbisch/bi Belange geht, empfinde ich persönlich – wie immer spreche ich hier nur von meiner eigenen Meinung(!) – als problematisch.
Es ist heutzutage leider so, dass wir transsexuellen Menschen neben den sexuellen Orientierungen untergehen. Die CSDs heißen zum Beispiel auch „Gay Prides“ und werden in allen Zeitungen groß angekündigt. Zumeist jedoch explizit immer nur als Parade und Demonstration der Schwulen und Lesben, nicht als Veranstaltung der Schwulen, Lesben und Transsexuellen Personen. Die transsexuellen Personen werden viel zu oft vergessen, wie auch einige andere auch (Bi, Inter, Queer, Asexuell, etc.).
Alles was heutzutage mit CSDs oder mit LGBT zu tun hat, wird hauptsächlich nur auf Schwule und Lesben projeziert.
Wir Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung, gehen neben den anderen LSBT* Beteiligten immer unter und werden kaum registriert.
Ich finde, dass es Zeit wird, das zu ändern!
Wir müssen viel sichtbarer werden! Wir müssen als eigenständige Community, mit eigenen expliziten Forderungen aufstehen und öffentlich werden! Wir müssen uns von den sexuellen Orientierungen los sagen und endlich selbstständig werden!
Damit möchte ich nicht sagen, dass wir keine Allies bilden dürfen. Aber wir sollten damit aufhören, uns öffentlich hinter den sexuellen Orientierungen zu verstecken!
Vielfalt, Regenbogen und Buntes Leben sind toll! Gar keine Frage! Ich bin sofort dabei, wenn es um gemeinsame Aktionen geht und wenn Vielfalt propagiert wird! Aber es wird Zeit, dass wir endlich auch selbst mal aus den Pantoffeln kommen, uns hin stellen und schreien: „Hallo, ich bin auch noch da und ich habe auch Rechte und Forderungen!“
Wir sind eine eigene, große und starke Community, die es auch wert ist, als solche einzeln und alleinstehend genannt zu werden!
Vielleicht hört dann auch endlich diese vermaledeite Verwechslung mit den sexuellen Orientierungen auf.
gez. Christin Löhner