Ein Beitrag von Christin Löhner
Gerade fragte mich Facebook mal wieder: „Was machst du gerade, Christin?“ und ich war versucht, auf Facebook einen Beitrag darüber zu schreiben, was mich gerade bewegt. Ich löschte den Text wieder und beschloss ihn hier auf dem Blog neu zu schreiben, da ich hier vermutlich mehr Menschen erreiche…
Was mache ich gerade? Hmm… nachdenken mache ich.
Ich finde es sehr traurig und vor allem aber auch sehr erschreckend, wie viele Menschen aufgrund von Homosexualität oder auch wegen einer Variante der Geschlechtsentwicklung (Transsexualität) von den eigenen Eltern oder von einem Elternteil verstoßen werden.
Gerade habe ich auf queer.de von der bekannten Youtuberin Hannah Hart gelesen gelesen, deren Papa ihre Hochzeit komplett boykottiert, weil sie lesbisch ist. Im Frühling werde sie ihrer langjährigen Partnerin Ella Mielniczenko das Ja-Wort geben, erklärt die 33-Jährige in dem knapp zehnminütigen Clip. Ihr Dad, ein Mitglied der Zeugen Jehovas, werde jedoch bei der Zeremonie nicht dabei sein, weil er Homosexualität ablehne und verurteile. Auch ihre Stiefmutter lehne Augenkontakt mit ihrer Verlobten ab.
Leider ist das auch heute noch beinahe die Normalität. Nicht nur bei Homosexualität, sondern auch und vor allem bei Varianten der Geschlechtsentwicklung (Transsexualität) scheint es üblich zu sein, das eigene Kind zu verstoßen, nur weil es eben doch nicht die Tochter, sondern der Sohn ist (oder anders herum).
Ich finde das sehr traurig und erschreckend. Was gibt einem Vater oder einer Mutter das Recht, völlig ungeachtet dessen, welcher Konfession, Religion oder Nation sie angehören, so zu handeln? Es bleibt doch deshalb trotzdem das eigene Kind!
Ich habe einen kleinen Sohn. Luca ist am 25. Januar sieben Jahre alt geworden. Sieben Jahre alt war ich auch, als ich und auch mein Umfeld bemerkt hat, dass bei mir irgendetwas körperbezogenes nicht stimmt. Ich konnte nur viele Jahre nicht mitteilen, was genau nicht stimmte. Nun stelle ich mir vor, mein Sohn würde zu mir kommen und mir sagen, er sei eigentlich ein Mädchen. Ja…. und???
Klar, ich selbst habe eine körperliche Variante der Geschlechtsentwicklung, also Transsexualität und ich weiß, wie das ist und wie man solche Menschen unterstützen muss. Trotzdem, wenn ich mir vorstelle, ich wäre völlig unbedarft und hätte von nichts eine Ahnung und mein Sohn kommt zu mir und haut raus, er ist ein Mädchen und möchte von nun an Kleider tragen. Immer noch: Ja… und???
Er (bzw. dann sie) ist mein Kind! Und ich liebe mein Kind! Ich stehe meinem Kind bei! Ich unterstütze mein Kind bei allem, was ihm wichtig ist! Es ist mir doch völlig egal, ob mein Kind schwul, lesbisch, bisexuell ist. Es ist mir völlig egal, ob es intersexuell oder transsexuell ist! Was auch immer mein Kind hat, ich unterstütze es, spreche mit ihm und tue alles dafür, dass es ihm gut geht!
Es gibt da einen tollen Spruch, der ab und zu auf Facebook kursiert:
Fragt der Freund: „Was würdest Du machen, wenn Dein Sohn mit seinem schwulen Freund nach Hause kommt?“. Antwort der Mutter: „Keine Ahnung? Kaffee?“
Genau so sollte es sein! Wir leben doch nicht mehr im frühen Mittelalter, verdammt noch mal!
In meiner Arbeit als Beraterin für Menschen mit Variante der Geschlechtsentwicklung kommt es immer wieder vor, dass sich Menschen an mich wenden, deren Eltern Probleme haben das Gegebene zu akzeptieren. Manchmal kommen sogar die Eltern zu mir und fragen mich um Rat. Es kam sogar schon öfter vor, dass ich gebeten wurde dem betroffenen Kind die TransitionAls "Transition" wird der Weg vom Coming Out bis zum "Ankommen" im Zielgeschlecht, zum Beispiel mit der letzten geschlechtsangleichenden Operation, bezeichnet. Hashtags: #transition #transsexualität #trans... wieder auszureden, quasi Konversionstherapie zu betreiben!
Oft kommen betroffene Menschen direkt zu mir oder auch in meine Selbsthilfegruppen, deren Eltern nichts mehr mit dem eigenen Kind zu tun haben wollen. Oder ein Elternteil verweigert sich komplett allen Argumenten oder Zureden. Viel zu oft hilft dann nicht einmal mehr der Kontakt zu mir und eine ausführliche Beratung über den Leidensdruck, die Depressionen, die Ursache oder Ähnliches. Selbst die oftmals von wirklich verzweifelten Kindern gebrauchte Frage „Willst Du lieber einen toten Sohn oder eine glückliche Tochter?“, scheint nicht zu helfen.
In solchen Fällen kommen die jungen betroffenen Menschen zu mir, unterhalten sich mit mir, heulen sich bei mir aus und nehmen mich schlussendlich dann sogar als eine Art Ersatz-Mama an. Ja, ich werde oft gefragt – ohne mein Zutun! – ob ich die neue Mama sein will und ich nehme diese Ehre jedes Mal sehr gerne an.
Inzwischen habe ich – neben meinem leiblichen Sohn Luca – vier weitere Söhne und neun Töchter, um die ich mich nach meinen Möglichkeiten und wie eine Mama kümmere. Ich versuche für jede*n da zu sein und immer zuzuhören, eine starke Schulter zu sein. Selbst intimste Geheimnisse oder Beziehungsprobleme werden mit mir, der Ersatzmama, besprochen.
Ich weiß wirklich nicht, wie es dazu kommt oder woran es liegt, dass mich alle als Mama ansehen. Aber es macht mich unglaublich stolz und glücklich, so eine große Familie zu haben und für so viele Menschen ganz intensiv da sein zu können, wie es eben eine mama so tut.
Und ganz ehrlich? Die meisten anderen Mamas und Papas, die ihr Kind verstoßen haben, würden sich heute dermaßen in den Arsch beißen, wie blöd sie doch gewesen sind, könnten sie ihr Kind heute sehen!
Liebe Eltern!
Liebe Mamas und Papas, Homosexualität oder auch Transsexualität ist weder Teufelswerk, noch ansteckend! Beides gibt es sogar im Tierreich und auch bei den Menschen gab es das schon vor Tausenden von Jahren! Es ist etwas ganz Normales, Natürliches – oder wie es Professor Udo Rauchfleisch ausdrückte: „Eine Normvariante der Natur“.
Steht zu Eurem Kind! Egal ob es nun schwul, lesbisch, gelb oder rot ist, eine mega Zahnlücke hat, keine Haare auf dem Kopf oder eine Variante der Geschlechtsentwicklung hat!
Liebe Christin Löhner,
eines vorweg. Ich bin mit einem Transmann aufgewachsen und kann nicht verstehen, dass in diesem Land Menschen Hass und Gewalt ernten, nur weil sie so Leben wollen, wie sie sind.
Mit einer geschlechtsspezifischen Erziehung habe ich mich stets zurückgehalten. Eine kinderpsychologische Therapie meines Sohnes hat auch keine Hinweise ergeben. Er mochte halt am liebsten Lego, sonst nichts.
Vor einem Jahr ist mein Sohn ohne Ankündigung ausgezogen. Zunächst gab es noch kurze Begegnungen, vor allem wenn er Hilfe brauchte. Seit einem halben Jahr ignoriert er mich ganz. Nun erhielt ich einen Brief. Demnach gibt es meinen Sohn nicht. Ich hätte eine Tochter. Dem folgten eine Reihe Forderungen, wie ich mit einer Transperson umzugehen habe, das mich das Leben dieser Person nichts angeht. Ich werde nicht mal mit Mutter oder Mama angesprochen, von einer Person, die mein Kind sein will. Eine Tür, die bereits verschlossen ist, kann man nicht zu machen. Was das in einer Mutter auslöst, können Sie sich vielleicht nicht vorstellen. Ich konnte es vorher auch nicht. Aber die Sicht auf die anderer Seite scheint mir hier sehr wichtig. Berücksichtigen das in Zukunft bitte. Die Person, die da gerade meine Tochter sein will, kommuniziert mit mir nur noch über den Briefkasten. Sie hat mir den Schmerz meines Lebens zugefügt. Selbstverständlich ist es mir unmöglich, diesen Menschen als mein Kind zu empfinden. Mein Sohn ist verschwunden, und er wird niemals wiederkehren. Ganz harmonisch eine Transperson durch eine Transformation begleiten ist eine romantische Vorstellung. Machen Sie sich vor dem nächsten anklagenden Artikel bitte unbedingt vertraut mit den inneren Konflikten für alle Beteiligten. Und grundsätzlich noch eins. Der Arschlochanteil auf dieser Welt ist gleichmäßig auf der ganzen Welt verteilt. Selbst Transpersonen können rücksichtslos und egozentrisch sein.
Ich wähle keine AfD. Ich bin mit queeren Menschen befreundet und stolz darauf. Mein Friede-Freude-Eierkuchen ist aber leider abgebrannt.
Viele liebe Grüße von einer Mutter, die gerade die Geduld mit Ihrer Bewegung verliert
Liebe Christin Löhnen, ich kann Ihnen leider nicht zustimmen in Ihrer zur Friede-Freude-Eierkuchen verklärten Haltung. Sie verstehen leider gar nicht die Position einer Mutter (danke an die Kommentarschreiberin, mir geht es gerade genauso), die eines Vaters, die einer Familie. Und diese narzisstische, egotentrische Haltung von Trans- Personen gegenüber ihren schockierten Eltern, die u.A. auf reddit usw propagiert wird (dann brech halt den Kontakt ab…) ist eine Ausgeburt an Empathielosigkeit! Ich, wir sind entsetzt über so eine radikale, ja fast schon fanatische Haltung! Und noch etwas: den Namen, den wir Eltern unserem Kind gegeben haben als Deadname (Todesname) zu bezeichnen, zeugt von absoluter Missachtung der Elternliebe. Ich bin eine Mutter, die gerade ihr Kind, ihren Sohn an diesen Wahnsinn verliert!
Sagt mal, ganz im Ernst, gehts noch?? Bin als Mutter einer Tochter, die überlegt ob sie trans ist gerade auf dieser Seite gestoßen. Ich bin also nicht richtig im Thema aber diese Form von egoistischer Argumentation kann ich nicht unkommentiert lassen. MIR wird der Sohn/die Tochter genommen? Waaaas? Mal angefangen damit, dass unsere Söhne und Töchter uns nicht gehören und wir sie nur geliehen haben, möchte ich mal die Frage stellen, warum es denn bitte nur schwarz oder weiß mit Schmerz oder Glück sein kann?
Ich kann definitiv verstehen dass es Schmerz bedeutet, sich von dem Kind lösen dass man erzogen hat. Klar, das ist nicht einfach. Würde auch nie behaupten dass es einfach wäre wenn meine Tochter sich für ein anderes Geschlecht entscheiden würde. Aber mir gehört eben ihr Leben nicht. Und im Gegensatz zu mir, die ich innerhalb meiner gefestigten und ewig bekannten Grenzen bin, ist es für sie mit Sicherheit viel viel schwieriger sich zurechtzufinden. Und dem soll ich auch noch meinen Egoismus hinzufügen, behalten zu wollen, was „mir gehört“ ? Ich kann den Mond doch auch nicht aufhalten aufzugehen. Also sollte ich mich damit auseinandersetzen, wie ich es für mich umsetzen kann. Und nicht meinem Kind oder sonst wem Vorwürfe machen. Und wer sich da noch nicht mal Mühe gibt, sondern die Überbringer bzw. eher Erklärer der Nachricht angreift, der hat das Gleichnis von König Salomon nicht verstanden.
Ich habe Verständnis und Respekt und Anerkennung dafür, das das mühsam ist. Schließe nicht aus, dass es das nicht für mich wäre. Aber sucht Eure Lösung liebevoll für Euch selbst und belastet nicht die mit Euren Gefühlen, die genug damit zu tun haben, ihre eigenen zu ordnen. Das Leben unserer Kinder gehört uns nicht.
Danke! ♥