Christin Löhner, unsere Vorsitzende der VDGE e.V., hat seit geraumer Zeit ihren Weg, ihre Transition abgeschlossen. Sie möchte hier einige Gedanken und Probleme teilen, die sie ganz zu Beginn ihres Weges hatte.
Größtenteils handelt es sich bei den hier geteilten Beiträgen um Gedanken und Probleme die ein geschlechtsvarianter, transsexueller Mensch ganz zu Anfang hat. Oft ist man mit solchen Fragen zu Beginn überfordert. Diese Reihe soll ein wenig helfen.
Die Türfrage Oder Wer Würde Mehr Irritiert Sein?
Nun ist es soweit, ich sitze hier im Büro, habe bereits die dritte Tasse Kaffee getrunken und kneife meine Beine zusammen, weil ich auf die Toilette muss… Aber welche Tür muss/darf ich wählen?
Ich habe ein wenig gegoogelt und mir viele Meinungen dazu durchgelesen. Grundsätzlich scheinen die Meisten der Meinung zu sein, dass ich dort hin gehen soll, wo ich mich zugehörig oder am besten fühle. Das wäre naturgemäß, da ich ja nun mal eine Frau bin, die Damentoilette. Die meisten Stimmen die ich hierzu gelesen habe, vornehmlich natürlich von Bio-Frauen, scheinen damit auch kein Problem zu haben und alle Transfrauen (Auch Solche die noch ganz am Anfang stehen) von denen ich gelesen habe, machen auch genau das, auf die Damentoilette gehen. Wichtig sei nur, das man sich selbst eindeutig als Frau identifiziert.
Ich weiss allerdings auch, das ich hier auf dem Land lebe und auch wenn unser Büro hier in einer (Klein-)Stadt und einem StartUp-Center gelegen ist, glaube ich das man hier vielleicht etwas… konservativer und vielleicht sogar ängstlicher damit umgehen könnte. Ausserdem weiss ich, das ich langsam eine Entscheidung fällen sollte, sonst kommt es zu noch peinlicheren Nebenwirkungen…
Wie auch immer, ich sollte mich entscheiden… Ach seis drum, ich riskiere es! Ich gehe auf die Damentoilette. Dort, wo ich als Frau ja nun einmal hin gehöre! Außerdem ist man doch eh eingeschlossen in einer kleinen Kabine. Und niemanden geht es etwas an, was ich noch zwischen den Beinen habe oder nicht.
Ich schaue ja bei anderen Frauen auch nicht unter den Rock, um herauszufinden, ob sie dort richtig sind oder nicht.
7 Minuten später….
Nun ist es passiert… habe ich etwas falsch gemacht???
Als ich die Toilette gerade verlassen wollte, öffnete sich die Tür und eine Frau stand vor mir, die ich von den Raucherpausen her kannte und mit der ich bisher eigentlich recht gut ausgekommen war.
Sie schaute mich an, als wäre ich eine Ausserirdische und fuhr mich dann an, was ich mir dabei wohl gedacht hätte und ob bei mir schon alles umoperiert sei oder nicht. Als ich das verneinte, sagte sie giftig, das ich dann gefälligst die andere Tür benutzen solle. Ich war ebenfalls etwas verdattert und überrumpelt und wollte deshalb mich da jetzt nicht groß rechtfertigen, weshalb ich nur nickte und dann in mein Büro verschwand.
Der nächste Tag…
Am nächsten Tag begegnete ich ihr wieder in einer Raucherpause vor der Tür und sie musste mich natürlich sofort wieder zur Rede stellen indem sie mich wieder fragte, was ich mir dabei gedacht hatte. Ich sagte nur: „Ich bin eine Frau, ich fühle mich als Frau und ich werde eine Frau sein“.
Von ihr kam dann nur noch: „Also ich bin ja echt tolerant, aber….“
Naja, das was darauf kam habe ich nicht mehr mitbekommen, weil ich dann abgeschalten habe und einfach, mich umdrehend, gegangen bin.
„Also ich bin ja echt tolerant, aber….“
„Ich bin kein Nazi, aber….“
WAS ABER???!! Tolerant?? Tolerant ja wohl nur in der Hinscht, dass man sich in den Raucherpausen mal mit mir unterhält. Weiter reicht die Toleranz dann scheinbar wohl nicht.
Und ich dachte wirklich, wir seien erwachsene Menschen. Jeder geht in sein Kabinchen, zieht die Tür zu und schaltet für 2 Minuten ab. Wo ist das Problem??? Ich raffs nicht.
Wie stehst Du dazu? Wie ist Deine Meinung? Ich bin gespannt!
Im Übrigen habe ich dann trotzdem weiterhin konsequent die Damentoilette benutzt und bin ihr dann auch noch ein paar Mal begegnet. Jedes Mal schaute sie mich giftig an, sagte aber nichts mehr.
Hey… who cares???
Ich bin eine Frau, also gehe ich auf die Damentoilette, basta!