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Warum Varianten der Geschlechtsentwicklung, also Trans*- oder Inter*Geschlechtlichkeit, kein Trend oder Zeitgeistphänomen ist

Viele Zeitschriften und Magazine haben in der letzten Zeit von einem Interview mit dem Kinderpsychiater und Oberarzt des Klinikums an der Universität München, Alexander Korte, im Magazin „Der Spiegel“ berichtet. Darin wird er zitiert: „Wir haben es hier offensichtlich mit einem Zeitgeistphänomen zu tun“.

Die Magazine und Zeitschriften nahmen dieses Zitat und dieses Interview dankbar in ihre Sensationsmache auf und schrieben dann so etwas wie zum Beispiel: „Wir haben es mit einer Modeerscheinung zu tun…“

Es geht um die Zunahme von transidenten oder transsexuellen Menschen, also Menschen mit Variante der Geschlechtsentwicklung, in den letzten Jahren, bzw. in Konsequenz um die Zunahme von Geschlechtsangleichungen im Vergleich zu vor fünf Jahren. Es wird behauptet, das es fünf Mal so viele geschlechtsangleichende Operationen gibt, wie vor fünf Jahren.

Dabei wurden natürlich wieder solch falsche Formulierungen benutzt wie zum Beispiel:

„Wir erleben einen enormen Zulauf an Jugendlichen, die ihr Geschlecht wechseln wollen“

Aber, ist da denn auch was dran?

Dr. Alexander Korte stellte da eine Behauptung auf und vereinfachte diese Zunahme mit der Erklärung, das es ein Trend sei, ein Zeitgeistphänomen.

Nein, ganz so einfach ist es tatsächlich nicht und auch wenn dieser feine Herr Doktor ein Oberarzt ist und an einem renommierten Klinikum arbeitet, so hat er definitiv nicht die Weisheit mit Löffeln gegessen.

Fakt ist, das Varianten der Geschklechtsentwicklung (Trans*Geschlechtlichkeit (oft fälschlicherweise auch als Transidentität oder Transsexualität bezeichnet)) nicht zugenommen hat. Es sind heute wie damals geschätzt drei oder vier Menschen mit VdGe auf eine Einwohnerzahl von 2000 Menschen.

Aber was hat dann zugenommen? Wieso macht es den Anschein, das es seit zwei, drei oder vier Jahren viel, viel mehr Menschen mit VdG und geschlechtsangleichende Operationen gibt, als noch or fünf Jahren?

Es liegt ganz einfach daran, dass Transsexualität und Transidentität endlich kein so großes Tabuthema mehr ist, wie es das noch vor fünf Jahren war.

Dank solch Menschen die mit ihrer Geschichte und ihren Forderungen an die Gesellschaft, an die Medien gehen und in  Fernsehen, Radio und Zeitungen immer mehr präsent sind, dank den Menschen die unbeirrt und unaufhaltsam Aufklärungsarbeit leisten und sich nicht von Rückschlägen, bösen Worten oder Diskriminierung aufhalten lassen, dank den Menschen, die sich in vereinen als Berater*innen stark machen und sich aufopfernd um die Menschen kümmern, die sich unsicher sind und Angst vor einem Coming Out haben, dank all diesen Menschen, ist Transsexualität einfach kein Tabu Thema mehr.

Dank diesen Menschen trauen sich endlich auch die Menschen aus ihren Schneckenhäusern, die noch vor fünf, sechs oder sieben Jahren dort drin geblieben wären und sich versteckt hätten, weil sie Angst davor hatten. Angst vor Missachtung, vor Diskriminierung, Angst davor in der Öffentlichkeit oder auch von Freunden ausgelacht zu werden. Angst davor keinen Job mehr zu bekommen oder einen guten Job zu verlieren.

Es ist eigentlich ganz einfach und auch ganz logisch:

Nicht die Anzahl an Menschen mit Variante der Geschlechtsentwicklung hat zugenommen, sondern die Anzahl derer, die aufstehen und sich nicht mehr verstecken. Die Anzahl derer, die nun endlich auch den Mut haben sich zu outen, weil sie entsprechende Hilfe und Unterstützung bekommen.

Transsexualität oder auch Transidentität als Modeerscheinung abzutun und abzuwinken ist mit das Diskriminierendste, was ich in den vergangenen Jahren bisher gehört habe!

Lieber Herr Dr. Korte, bitte verschließen Sie nicht ihre Augen vor den Tatsachen und stellen Sie bitte keine grotesken Behauptungen auf, wenn Sie davon keine Ahnung haben! Sie stehen nicht auf der Straße und leisten Aufklärungsarbeit! Sie haben kein Notfalltelefon für transsexuelle Menschen, die in schweren, depressiven Phasen sind und nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll, geschweige denn, wie sie sich outen sollen! Sie stellen sich nicht in die Medien und in Zeitungen und tun alles dafür, das die Gesellschaft uns zu verstehen lernt! Und sie arbeiten auch nicht in Trans* vereinen und Communities mit, um anderen transsexuellen Menschen Starthilfe und Beratung zu geben!

 

 

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