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GaOP Nachsorge – Nachsorge nach der geschlechtsangleichenden Operation – Nachsorge Neovagina – Bougieren

Ein Beitrag von Christin Löhner

Am 22. Januar 2018 und am 28. August 2018 hatte ich meine beiden GaOPs, also geschlechtsangleichende Operationen, meine Geschlechtsangleichung. Ich wurde in München-Bogenhausen von Dr. Markovsky operiert. Inzwischen heißt die Klinik nicht mehr Chirurgische Klinik München-Bogenhausen, sondern Dr. Lubos Kliniken.

Die erste Operation war dabei die vorbereitende, geschlechtsangleichende Operation, bei der die Hoden und Schwellkörper entfernt wurden, die Penisschafthaut umgekrempelt wurde und die Harnröhre, sowie die Klitoris an die anatomisch korrekte Stelle gesetzt wurden. Die zweite Operation war dann die kosmetische Korrektur-Operation, bei der die inneren und äußeren Schamlippen ausgebildet wurden, der Scheideneingang begradigt wurde, die Harnröhre noch mal etwas versetzt wurde und das Klitorishäutchen gebildet wurde.

Nun sind seit der ersten Operation schon wieder drei-einhalb Jahre vergangen und es wird langsam Zeit über (meine Erfahrungen zur) Nachsorge zu sprechen.

Grundsätzliches

Eine Neovagina, also eine Vagina, die wir Frauen mit Variante der Geschlechtsentwicklung (Transsexualität) bekommen, ist naturgemäß etwas anders beschaffen, als eine biologisch gewachsene Vagina einer Cis Frau. eine biologisch gewachsene Vagina hat eine sogenannte Vaginale Flora, das ist ein Gemisch aus verschiedenen, körpereigenen Sekreten und Bakterien. Diese Vaginalflora und auch die monatliche Menstruation, die Periode oder Tage, halten die Vagina sauber und gesund. Eine „normale“ Vagina muss nicht besonders behandelt oder gepflegt werden, sie reinigt sich selbst.

Bei uns Frauen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung (Transsexualität), wird der biologisch gewachsene Penis „umgebaut“ zu einer Neovagina, also zu einer optisch möglichst ähnlichen Rekostruktion einer Vagina.

Wir haben natürlich nicht diese Sekrete in der Vagina zur Verfügung, die die körpereigenen Drüsen einer biologisch gewachsenen Vagina produzieren. Wir haben auch keine Menstruation, weil wir keine Gebärmutter haben.

Deshalb müssen wir uns speziell um unsere Vagina kümmern. Wir müssen sie pflegen, hegen und sauber halten. Und wir müssen das (fast) jeden Tag, bis an unser Lebensende tun.

Was genau müssen wir tun?

Es ist absolut wichtig, dass wir uns vor allem um die Sauberkeit unserer Vagina kümmern! Bei jedem Duschen oder Baden müssen wir uns nicht nur um unser Äußeres kümmern, sondern genau so auch um das Innere unseres „Schmuckkästchens“, um unsere Vagina!

Sauberkeit und Hygiene

Um die Sauberkeit und Hygiene sicher zu stellen, müssen wir unsere Vagina und den Scheidengang sauber halten. Tun wir das nicht, kann recht schnell eine ausgewachsene Pilzinfektion entstehen, die das schöne Ergebnis einer GaOP ganz schnell zunichte machen kann und oben drein Deine Gesundheit massiv gefährden kann!

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Um unsere Vagina von innen sauber zu halten, gibt es sogenannte Vaginalduschen. Das sind Beutel mit einem Stab oben drauf, in dem Löcher drin sind. Den Beutel füllt man mit Wasser und führt den Stab dann in die Vagina ein. Dann wird der Beutel vorsichtig zusammen gedrückt, um mit dem Wasser eventuellen Dreck aus der Vagina heraus zu spülen.

Hier kann ich wirklich guten Gewissens folgende Vaginaldusche empfehlen, da ich sie anfangs, das erste Jahr lang beinahe jeden Tag verwendet habe und wirklich sehr überzeugt davon bin. Zu dieser Vaginaldusche solltest Du Dir unbedingt auch Vaseline und bestenfalls auch noch  Oekolp Vaginalcreme besorgen. Die Oekolp Vaginalcreme ist leider verschreibungspflichtig. Diese kannst Du Dir von Deinem Endokrinologen oder Gynäkologen verschreiben lassen. Diese Vaginalcreme ist eine Östrogenhaltige Creme! Dadurch bleibt der Scheidengang schön geschmeidig und dehnbar.

Mit der Vaseline sorgst Du dafür, dass die Dusche wunderbar und schmerzlos in die Vagina hinein flutscht und benutzt werden kann. Die Oekolp Vaginalcreme benutzt Du dann danach um Deinen Vaginalgang geschmeidig zu halten. Die Oekolp Vaginalcreme benutzt Du danach auch als Gleitcreme beim sogenannten Bougieren (Nächster Punkt).

Nur für Profis (wenn alles wirklich gut abgeheilt ist)

Für Profis und Solche, die sich das zutrauen und ausprobieren wollen, empfehle ich nach einiger Zeit (ein oder anderthalb Jahre nach der OP) dann auf eine Silikon-Analdusche umzusteigen.

Analdusche??? Wie jetzt?

Ja, du hast richtig gehört. Es gibt ganz tolle, weiche Analduschen, die wir wunderbar für unsere Vagina verwenden können. Michelle, meine Frau und ich, wir benutzen seit ungefähr zwei Jahren nur noch diese Analduschen direkt ind er Badewanne beim Baden, und es ist sehr einfach, bequem und gründlich.

Aber ACHTUNG!

Diese Analduschen werden über einen Umschalter direkt am Dusch-Schlauch angeschlossen und man bekommt da einen extrem hohen Druck zustande. Deshalb heißt es da wirklich aufpassen und Vorsicht walten lassen. Denn mit dem Druck – das sind mehrere Bar! – kann man das Teil auch als Hochdruckreiniger benutzen.

Wir benutzen diese Dusche zusammen mit ein kleines bisschen Duschgel. Ganz normales, handelsübliches Duschgel reicht aus, um diese Analdusche ordentlich flutschig hinein gleiten zu lassen. Gleichzeitig sorgt das Duschgel dafür, dass sich die Körpereigenen Fette die sich in der Vagina auf der Haut bilden, gelöst und abgespült werden.

Empfehlen kann ich besonders diese Analdusche:

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Dehnen und Weiten (Bougieren)

Ich nehme einmal stark an, dass Du Deine neue Vagina auch benutzen möchtest? Du möchtest sicher auch mal damit Sex machen? 🙂

Schon in der Klinik müsste Dir von den dortigen Ärzten mitgeteilt worden sein, dass Du Deine Vagina dehnen musst. Normalerweise fängt man damit drei bis vier Wochen nach der ersten Operation an. Das Weiten und Dehnen dient dazu, Deinen Scheidengang tief und weit zu halten.

Je nach Operationsmethode muss man das Bougieren in bestimmten Abständen regelmäßig machen. Meistens kann man nach einigen Monaten, wenn alles verheilt ist, diese Abstände langsam vergrößern bis zu einem gewissen Maß. All das muss Dir Dein Operateur aber mitgeteilt haben. Hast Du darüber keine genaueren Informationen, musst Du unbedingt mit Deinem Operateur darüber sprechen. Lass Dir genau sagen und zeigen, wie oft Du bougieren musst. Grundsätzlich ist das Bougieren und damit das Dehnen und Weiten des Scheidengangs aber immer eine wirklich gute Idee.

Was brauchst Du zum Bougieren?

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Zunächst brauchst Du natürlich ein entsprechendes Bougierset. Das Bougierset besteht aus vier oder fünf Vaginaldilatoren, also Vaginalstäbe, in verschiedenen Größen. Hier gibt es natürlich viele verschiedene Sets und jedes hat seine Vorzüge und Nachteile.

Grundsätzlich kann ich wirklich sehr guten Gewissens die Premium Vaginaldilatoren von VagiWell empfehlen. Diese bekommt man im Set von fünf Vaginalstäben in verschiedenen Farben. Das Material ist Gummiartig, biegsam und sehr geschmeidig. Dieses Set kostet aktuell etwa 99,- Euro und man bekommt es in jeder Apotheke. Manche Kliniken stellen Dir dafür sogar ein Rezept aus.

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Die Größen dieser Dilatoren reicht von 12cm Länge bis 17,7 cm Länge. Die Durchmesser variieren von 1,2 cm bis 2,8 cm. Der größte Dilator entspricht damit einer stattlichen Penisgröße.

Es gibt natürlich auch noch andere Dilatorensets, deutlich günstigere Sets. Diese sind aber aus Hartplastik statt Silikon und sehr starr. Die Benutzung solcher Stäbe ist nicht angenehm und sicherlich auch nicht anzuraten.

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Der Vollständigkeit halber gibt es hier noch ein Bild von einem Set, das ich früher, direkt nach der ersten OP kurzzeitig benutzt hatte, bis ich ein VagiWell Set bekommen habe. Es war wirklich nicht besonders angenehm. Man sollte davon die Finger von lassen.

Wie funktioniert das Bougieren?

Nun, wie funktioniert das mit dem Bougieren? Eigentlich ist das alles sehr einfach. Im Prinzip kann es sogar Spaß machen, wenn man es zu zweit macht. Wichtig ist, dass Du nicht gleich mit dem größten Dilatorstab anfängst, sondern zunächst kleine Brötchen backst.

Fast genau so wichtig ist, dass Du dich möglichst entspannst. Leg Dich auf Dein Bett, zieh die Beine an und lege dann die Knie zur Seite, in dem Du die Beine spreizt.

Du nimmst zuerst den kleinsten Dilatorstab und benutzt am besten die oben schon erwähnte Oekolp Vaginalcreme als Gleitmittel. Du kannst aber natürlich auch jedes andere, normale Gleitgel benutzen.

Sorge dafür, dass genug Gleitmittel, egal ob Creme oder Gleitgel an dem Dilatorstab dran ist und schmiere dir am besten auch ein kleines bisschen davon an den Scheideneingang.

Dann führst du den Dilatorstab am besten mit dem Zeigefinger der freien Hand an den Scheideneingang und führst ihn langsam und vosichtig ein. Höre auf dich selbst und hör sofort auf, wenn du irgendeinen Widerstand oder Schmerz spürst.

Wenn Du den Dilatorstab problemlos und bis zum Anschlag einführen kannst, dann bewege ihn etwas hin und her, lasse ihn eine Weile in Deiner Scheide. Erst dann, nach einiger Zeit, kannst Du dann die nächste Größe ausprobieren.

Wichtig: Lass Dir wirklich Zeit dabei! Es ist überhaupt kein Problem und ganz normal, wenn Du mehrere Tage oder auch Wochen an einer Größe fest hängst, bis Du sie problemlos hinein bekommst. Lass Dir Zeit und dränge dich nicht, zwinge Dich nicht!

So arbeitest Du Dich langsam durch von der kleinsten Größe, bis zu der Größe, die Du wirklich problemlos hinein bekommst. Diese letzte Größe nutzt Du dann weiter und regelmäßig in den Abständen, die Dir Dein Operateur mitgeteilt hat.

Je nach Operateur musst Du Anfangs nach der Operationen mehrmals jeden Tag Bougieren. Diese Abstände werden irgendwann dann größer, bis Du nur noch einmal am Tag bougierst, alle zwei Tage oder nur noch einmal die Woche. Wie gesagt, das hängt immer von der operierten Methode und dem Operateur ab. Erkundige Dich dahingehend genau bei Deinem Operateur.

So, nun wünsche ich Dir viel Spaß mit Deinem neuen Schmuckkästchen! Und btte, kümmere Dich gut darum!


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7 Comments

  1. Hi, ich würde bei deinen Anweisungen zur „Innenreinigung“ Etwas umformulieren und zwar klingt dein Text so, als würde automatisch eine Pilzinfektion die Folge sein, wenn man nicht gleich sofort, in den ersten Wochen nach der GAOP, eine Vaginaldusche anwendet. Besser fände ich Zitat: „Es kann eine Pilzinfektion entstehen“ und nicht, dass sie automatisch zu erwarten ist.. Das ist nämlich bestimmt nicht so!

    Gerade frisch nach der OP war meine Erfahrung (das würde ich auch erwähnen in so einem Guide), dass das Bougieren ja doch noch ziemlich blutig sein kann. Also man z.B. den Bougierstab herauszieht, blutet es stärker/weniger (auf die Matte). Auf die Innenreinigung bezogen, kann das ja auch reinigend wirken, wenn es ‚drinnen‘ noch stärker blutet. Deswegen bezweifel ich, dass ausgelassene Innenreinigung direkt am Anfang (wenige Wochen nach der GAOP) direkt zu einer Pilzinfektion führen soll, wie es sich in deinem Text liest.

    Außerdem möchte ich vom Bougieren mit reinem Wasser abraten. Ich würde dafür lieber Kochsalzlösung verwenden (die auch für Infusionen genutzt wird), die ja auch in Wasser verdünnt daher kommt und einführen würde ich sie mit einer Spritze und einem Frauenkatheter (abgerundetes Rohr mit seitlichen Löchern). Das finde ich eleganter als diesen harten Stab (der Vaginaldusche) einzuführen. Gerade am Anfang (erste Wochen nach der GAOP) würde ich nur dehnbare/weiche Dinge einführen wollen und nichts steifes. Ich fühle mich da einfach sicherer, als gleich mit Wasserpumpe und harten Stab da reinzugehen. Das ist doch etwas roh 🙂 und nimmt etwas die Magie von der ganzen Sache!

    Ich denke auch, ich kann auch falsch liegen, es reicht so eine Innendusche 1-2 Mal die Woche zu machen, wenn man sonst auf absolute Sauberkeit der Bougierstäbe und äußere Desinfektion & gründliche Reinigung achtet. Zu häufiges „Superreinigen“ kann auch z.B. die Haut super empfindlich machen und das Gegenteil von dem erzeugen, was ich möchte. So denke ich. =)

    1. Hallo,
      ich habe leider die GA/OP noch nicht hinter mir.
      mache mir auch so meine gedanken über die spätere reinigung der neovagina
      könnte mir vorstellen das auch die milchsäurezäpfchen verwenden kann damit werden
      schon mal die meisten bakterien abgetötet. äußere reinigung 2 mal am tag beachte ich als sinnvoll . ich lasse mich auch gerne belehren

    2. Hallo Franca,
      grundsätzlich ist es bei der Hygiene des Körpers im Allgemeinen so, dass sich sämtliches entwickeln kann, darunter auch Pilzinfektionen. Sofort passiert das nicht und die Wahrscheinlichkeit, einfach eine Schwellung oder kleine Entzündung zu bekommen, ist auch eher gegeben. Die Vagiwell Bougierstäbe gibt es zudem NICHT nur in den Größen 1-5, sondern auch noch in 5LS und 6. Dies ist ein zweites Seit und hat noch breitere Durchmesser. Ich glaube, hier sind 3,5 und 4cm beinhaltet und somit durchaus in Betracht zu ziehen, wenn man sich weiter dehnen möchte um einen „stattlichen Penis“ wie er oben angegeben wurde, ohne Schmerzen zu verkraften. Diese werden aber nicht immer von den Kliniken per Überweisung mitgegeben und können somit hinterher bei einem Gynäkologen des Vertrauens per Rezept eingeholt werden. Auch diese werden von der Kasse bezahlt. Zu empfehlen ist weiterhin auch die Ovestin-Creme, welche den Dehnprozess gut unterstützt.

      Das Bougieren von der kleinsten Größe (1) wird in der Regel auch nicht durchgeführt, wie es in der Anleitung steht. Eher beginnt man bereits mit der Größe 3, welche immer noch recht klein ist. Bis Ende des Klinikaufenthaltes, welcher meiste 14-21 Tage dauert, wird auch in der Regel schon die Größe 4 erreicht, ohne größere Schmerzen zu haben. Auch wenn sich ein blutender Stab erstmal unangenehm anhört, so ist dies doch nicht von großen Schmerzen versehen. Das sich das Gleitgel etwas rötlich färbt ist zusammen mit etwas Druck schon das höchste der Unannehmlichkeiten der ersten paar Tage.

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